Leitbild

Die Schwestern der Perpetuellen Indulgenz

Abtei Bavaria zur Glückseligkeit des Südens e.V.

Die im Folgenden vorgestellten Leitsätze fassen Grundsätze, Ideale, Werte und Haltungen zusammen, welchen sich die Mitglieder der „Schwestern der Perpetuellen Indulgenz – Abtei Bavaria zur Glückseligkeit des Südens“ verpflichtet fühlen und an denen sie sich im Umgang mit den sich ständig verändernden gesellschaftlichen Herausforderungen (wie z.B. rechtliche Änderungen in Bezug auf Homo-Ehe, Adoptionsrecht, Erbrecht oder auch Veränderungen in der medizinischen Behandlung von sexuell übertragbaren Krankheiten u.ä.) orientieren.

Diese Leitsätze wurden zum 01.06.2013 zur Gründung der „Schwestern der Perpetuellen Indulgenz – Abtei Bavaria zur Glückseligkeit des Südens e. V.“ verabschiedet. Bei Bedarf werden sie überprüft und gegebenenfalls an veränderte Bedingungen angepasst.

Wer sind wir?

Wir verstehen uns als queere Nonnen des 21. Jahrhunderts. Das bedeutet, dass wir den gesellschaftlichen Zwang zur Heteronormativität kritisch hinterfragen. Wir vertreten die Auffassung, dass es Menschen erlaubt sein muß, ihr Leben mit unterschiedlichen sexuellen Identitäten, Lebensentwürfen und Geschlechtsidentitäten in Frieden und in Anerkennung der Gesellschaft leben zu dürfen.

 

Wieso sind wir „Schwestern“?

Wir verstehen die Schwester als Inbegriff des helfenden Menschen, der sich selbstlos für die Gemeinde, insbesondere für die Notleidenden und Bedrängten einsetzt und ihr Tun und Wirken aus innerer Überzeugung zur Verfügung stellt.

 

Wieso sind wir ein „Orden“?

Unsere Gemeinschaft von Schwestern, Gardisten, Auszubildenden sowie Ordensdamen (und Seligen) bezeichnen wir als Orden. Diese Struktur haben wir uns freiwillig selbst auferlegt, um uns eine gemeinsame und dennoch individuelle Form zu geben. Wenn wir uns als Schwester/Gardist bezeichnen, dann steht der Orden als Gemeinschaft der Zusammenkunft mehrerer Schwestern/Gardisten, die den Dienst – jenseits von persönlichen Bedürfnissen oder Befindlichkeiten – an der Gemeinde tun.

 

Wieso sehen wir so aus?

Unser Habit (Ordenstracht/Ornat) versinnbildlicht unsere Zusammengehörigkeit als internationaler Orden über die Grenzen von Ländern und Kontinenten hinweg und unterstreicht, dass wir gemeinsame Ziele, Grundsätze und Werte vertreten. Dabei ist unser weiß grundiertes Gesicht ein Symbol für den Tod. Unser farbenfrohes und schillerndes Make-Up versinnbildlicht hierbei das Leben und die Lebensfreude, die wir dem Tod durch unseren Dienst an der Gemeinde entgegensetzen.

 

Woher kommen wir?

Die „Sisters of Perpetual Indulgence“ haben sich am Karsamstag 1979 in San Francisco gegründet und sich seither in viele Länder dieser Welt verbreitet. Seit unserer Gründung in Deutschland im Jahr 1991 gehören wir dieser weltweiten Ordensgemeinschaft an. Die internationalen Schwestern arbeiten seit Anbeginn richtungsweisend. Zusätzlich haben wir uns seit 1982 der Information und Prävention von sexuell übertragbaren Infektionen (STI) verschrieben.

 

Wofür sind wir da?

Unsere Mission besteht darin universelle Freude zu verbreiten, stigmatisierende – also von aussen aufgezwungene – Schuld zu tilgen stetig öffentlich zu manifestieren offen zu sein für die Sorgen und Nöte anderer über sexuell und beim Drogengebrauch übertragbare Infektionen zu sprechen
Menschen, die von HIV, Aids, Hepatitis C oder andere STI betroffen sind, ideell und materiell zu unterstützen

 

Für wen sind wir da?

Grundsätzlich sind wir für alle Menschen da!
Wir bewegen uns in unserer Arbeit aber vorrangig in schwulen, lesbischen, bisexuellen und trans* Zusammenhängen, in denen wir primär unsere Gemeinde sehen.

 

Was tun wir konkret?

Wir dienen unserer Gemeinde durch stete öffentliche Manifestation, indem wir uns in unserem Habit in der Öffentlichkeit bewegen, Bars, Kneipen, Cafes, Clubs, Discos, Events, Strassenfeste, CSD’s und Demonstrationen besuchen und eigene Veranstaltungen organisieren, um mit unserer Gemeinde ins Gespräch zu kommen.
Wir kümmern uns um unsere Mitmenschen, indem wir zuhören, Händchen halten, Tränen trocknen und uns, gerade in Zeiten zunehmender Vereinsamung, um das seelische Wohl des Einzelnen bemühen (z.B. durch den Besuch und die Einladung zu oben beschriebenen Veranstaltungen).
Wir verschenken Kondome und andere Safer-Sex-Utensilien, um auf die Möglichkeiten, sich vor sexuell übertragbaren Krankheiten zu schützen, aufmerksam zu machen. Dabei sind wir seit jeher in unserer Präventionstätigkeit ergebnisoffen und gehen individuell auf die Situation eines jeden Einzelnen ein.
Wir sammeln Spenden für Organisationen, die Menschen, welche von HIV und Aids betroffen sind, unterstützen.
Ebenso sammeln wir Spenden für Projekte und Organisationen, die wegweisende Ansätze in Zusammenhang mit der gesellschaftlichen Akzeptanz und Toleranz von schwul/lesbisch/bi/trans* Lebensweisen fördern.
In freier künstlerischer Form und kreativem Ausdrucks treten wir in unserem Habit in der Öffentlichkeit auf. Wir fördern aktiv schwules, lesbisches, bisexuelles und trans* Bewusstsein.
Alle unsere Dienste und Hilfeleistungen üben wir ehrenamtlich und gemeinnützig in unserer Freizeit aus.

 

Was ist unsere Vision?

Wir akzeptieren alle Menschen in ihrem So-Sein ohne zu werten und ohne zu verurteilen.
Wir treten ein für die Förderung von Akzeptanz, Toleranz und Solidarität der gesamten Gesellschaft – gerade in unserer Gemeinde. Dies tun wir in besonderem Blick auf Leben, Lebensart und Lebensstil schwuler, lesbischer, bisexueller und trans* Menschen.

 

Wie sind wir juristisch organisiert?

Wir haben uns derzeit als Gruppe ohne juristischer Form organisiert. Dennoch besteht ein sog. „Vorstand“, welcher die Geschicke der Gruppe leitet, die Kommunikation zur Gemeinde und den Kooperationspartnern sicherstellt und grundsätzlich als Ansprechpartner der Gruppe funktionert. Dieser Vorstand bearbeitet Aufnahmeanträge, die Richtlinien, Ausbildungsordnung und alle sonstigen Anliegen, die eine solche Gruppe bereithält.

 

Wer sind unsere Mitglieder?

Unser Orden besteht aus Schwestern, Gardisten, Auszubildenden (Aspirat/Postulat/Noviziat) und Ordensdamen sowie Schwestern und Gardisten im Ruhestand.
Schwestern und Gardisten sind voll ordinierte Ordensmitglieder. Sie lenken die Geschicke des Ordens und repräsentieren den Orden gegenüber der Öffentlichkeit und den Medien. Auszubildende sind Lernschwestern bzw. Lerngardisten.
Menschen, die sich in besonderem Maße um den Orden und seine Ziele verdient gemacht haben, tragen wir die Ehrenmitgliedschaft an und verleihen ihnen den Titel Ordensdame h.c..

Schwester und Gardisten im Ruhestand sind voll ordinierte Ordensmitglieder, die sich aus dem aktiven Dienst zurückgezogen haben. Sie sind bei Manifestationen (öffentlichen Auftritten) herzlich willkommen, haben aber kein Stimmrecht.
Fördermitglieder können als Selige in die Gruppe aufgenommen werden.

 

Wieso gibt es eine Ausbildung?

Die vielfältigen und komplexen Aufgaben voll ordinierter Ordensmitglieder sind ohne eine gewissenhafte und fundierte Ausbildung nicht zu leisten. In ihrer Ausbildung lernen unsere angehenden Schwestern und Gardisten den Umgang mit unserer Gemeinde und der Öffentlichkeit. Im Besonderen gilt es dabei, ein Bewusstsein für das eigene Tun und Handeln zu entwickeln und sich vor Augen zu führen, welche Verantwortung wir dabei übernehmen. Ganz praktisch bedeutet dies auch, dass unsere Auszubildenden in Projektarbeit lernen, wie man Manifestationen vorbereitet, umsetzt und leitet. Auch das Hineinwachsen in unsere Ordensstruktur und das gemeinschaftliche Zusammenarbeiten sind hierbei wichtige Aspekte. Im Allgemeinen dient die Ausbildung als Grundgerüst, um eine Ordenspersönlichkeit entwickeln zu können und diese mit Leben zu füllen. Hierbei wird zwingend darauf geachtet, daß jedes Mitglied seine individuelle Geschichte und Persönlichkeit in die Arbeit der Schwester mit einbringt.

 

Wo arbeiten wir?

Wir sind ein bayerisches Ordenshaus mit Hauptsitz in München und einer Mission in Nürnberg. Unsere Manifestationen beschränken sich jedoch nicht nur auf das Bundesland Bayern, sondern darüber hinaus auch bundes- bzw. europaweit. Hierbei legen wir besonders grossen Wert auf enge Kooperation mit anderen Ordenshäusern bzw. Organisationen vor Ort.
Als weltweit tätiger Orden sind Besuche im Ausland genauso gut möglich wie internationale Schwestern zu Gast in unserem Ordenshaus.

 

Wie arbeiten wir?

Wir arbeiten ausnahmslos ehrenamtlich und stellen uns und unsere Arbeit zum Wohle der Allgemeinheit zur Verfügung. Dabei legen wir sehr grossen Wert darauf, dass jede/r von uns nur so viel Zeit und Energie investiert, wie sie/er kann und möchte.
Durch unsere fundierte Ausbildung wird jede Schwester und jeder Gardist in die Lage versetzt, selbstständig zu arbeiten, Projekte zu initiieren, Veranstaltungen zu leiten, Ideen zu entwickeln sowie Kooperationspartner und Sponsoren zu finden. Hierbei arbeiten wir ressourchenorientiert und arbeitsteilig in verschiedenen Konstellationen, auch in Kooperationen mit anderen Gruppen und Institutionen. Unser Einsatz ist stets unentgeltlich. Aufgrund unserer persönlichen Ausgabenbelastungen durch Ausstattung, Make-Up und Fahrtkosten freuen wir uns jedoch stets über die Übernahme derer bzw. einen Zuschuß zu diesen.
Unsere Mitarbeit kann organisatorisch, konzeptionell, gestalterisch, handwerklich, technikorientiert oder auf/hinter einer Bühne sein. Dabei sind wir uns nicht zu fein, handfest mit anzupacken.
Da unsere Ordensmitglieder ganz unterschiedliche Hintergründe haben, bringen sie vielfältige Erfahrungen in den Orden ein. Dies wird ausdrücklich gewünscht und gefordert und bietet uns die Möglichkeit, uns auf unterschiedlichste Art und Weise innerhalb der Gemeinde einzubringen.

Stand März 2015
Dieses Leitbild wurde gestaltet mit freundlicher Genehmigung des O.S.P.I.
Orden der Schwestern der Perpetuellen Indulgenz e.V.
Mutterhaus Sankta Melitta Iuvenis Berlin
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